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No-Code vs. Low-Code: Ein tiefergehender Vergleich für Unternehmen und Entwickler

Digitalisierung und Automatisierung zählen zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren. Dadurch werden Plattformen für die schnelle Entwicklung von Anwendungen immer wichtiger. Unternehmen streben danach, Softwarelösungen schneller zu erstellen und an sich ändernde Marktanforderungen anzupassen. Dabei setzen viele auf No-Code- und Low-Code-Plattformen. Doch was sind die Unterschiede zwischen diesen Ansätzen, und welcher ist der richtige für Ihr Unternehmen? In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf No-Code und Low-Code und bieten praxisnahe Beispiele.


Was ist No-Code?

No-Code-Plattformen ermöglichen es, Softwareanwendungen zu entwickeln, ohne auch nur eine einzige Zeile Code zu schreiben. Sie sind ideal für Nutzer ohne Programmierkenntnisse und richten sich oft an sogenannte "Citizen Developers" – Mitarbeitende aus nicht-technischen Abteilungen, die Anwendungen für ihre spezifischen Anforderungen erstellen möchten. No-Code-Lösungen sind visuell und arbeiten meist mit Drag-and-Drop-Funktionen, um die Benutzeroberflächen und die Logik einer Anwendung zusammenzustellen.

Beispiele für bekannte No-Code-Plattformen sind:

  • Wix und Squarespace für den Website-Bau
  • Airtable für Datenbank- und Tabellenmanagement
  • Zapier und Integromat für Workflow-Automatisierungen

Beispiel 1: Zapier – Workflow-Automatisierung ohne Code

Zapier ist ein beliebtes Tool, mit dem Unternehmen Anwendungen automatisieren können, ohne dass dafür Programmierkenntnisse erforderlich sind. Eine Umfrage von Zapier zeigt, dass Unternehmen durchschnittlich 10-20 Stunden pro Woche einsparen können, indem sie repetitive Aufgaben automatisieren. Dies bedeutet eine erhebliche Kosteneinsparung, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU).

Zum Beispiel kann ein Vertriebsmitarbeiter, der normalerweise Leads manuell von einem CRM in eine E-Mail-Liste überträgt, mithilfe von Zapier eine Automatisierung einrichten, die dies für ihn übernimmt. So lassen sich Prozesse beschleunigen und Fehler minimieren.

Beispiel 2: Wix – Websites schnell erstellen

Für kleine Unternehmen, die ihre erste Online-Präsenz aufbauen, ist eine Plattform wie Wix ideal. Sie ermöglicht es Nutzern, in wenigen Stunden eine voll funktionsfähige Website zu erstellen, ohne HTML, CSS oder JavaScript lernen zu müssen. Wix hatte im Jahr 2021 mehr als 200 Millionen registrierte Nutzer weltweit und ist besonders beliebt bei Start-ups und Freelancern. Ein wesentlicher Vorteil von No-Code-Plattformen wie Wix ist, dass selbst mit begrenztem Budget professionelle Ergebnisse erzielt werden können, ohne einen Webentwickler anstellen zu müssen.


Was ist Low-Code?

Low-Code-Plattformen hingegen zielen darauf ab, den Entwicklungsprozess für Programmierer zu beschleunigen, indem sie visuelle Entwicklungswerkzeuge und eine gewisse Abstraktion bieten, aber dennoch die Möglichkeit lassen, eigenen Code zu schreiben, wenn erforderlich. Low-Code wird in der Regel von Entwicklern genutzt, um komplexere und anpassbare Lösungen zu erstellen, ohne dass der Entwicklungsprozess zu zeitaufwendig wird.

Beispiele für bekannte Low-Code-Plattformen sind:

  • Mendix und OutSystems für die App-Entwicklung
  • Microsoft Power Apps für Geschäftsapplikationen
  • Appian für Workflow-Management

Beispiel 1: Mendix – Schnellere Entwicklung für Entwicklerteams

Mendix, eine der führenden Low-Code-Plattformen, ermöglicht es Entwicklerteams, Anwendungen bis zu zehnmal schneller zu erstellen als mit traditioneller Programmierung. Laut Mendix-Studien können Unternehmen durch die Nutzung ihrer Plattform durchschnittlich 70% der Entwicklungskosten einsparen, indem Entwickler weniger Zeit mit dem Schreiben von Code und mehr Zeit mit Design und Anpassung verbringen.

Ein Unternehmen könnte zum Beispiel eine Kundenservice-Anwendung mit Mendix entwickeln, die nicht nur auf Standard-Prozesse setzt, sondern auch individuelle Anpassungen wie spezielle Algorithmen für Kundensegmentierungen erlaubt. Die Flexibilität von Low-Code erlaubt es Entwicklern, genau den benötigten Code hinzuzufügen, um spezielle Anforderungen zu erfüllen.

Beispiel 2: Microsoft Power Apps – Optimierung interner Prozesse

Ein weiteres populäres Beispiel für eine Low-Code-Plattform ist Microsoft Power Apps. Microsoft Power Apps ist bei vielen großen Unternehmen beliebt, da es nahtlos in die Microsoft-Umgebung (Teams, Office 365, Azure) integriert ist. Unternehmen wie Coca-Cola und Chevron verwenden Power Apps, um interne Geschäftsprozesse zu digitalisieren und zu optimieren.

Ein Unternehmen könnte beispielsweise mit Power Apps eine Anwendung zur Urlaubsverwaltung erstellen. Statt dass Mitarbeiter Formulare ausfüllen und genehmigen lassen, können sie dies in einer benutzerfreundlichen App erledigen. Eine Studie von Forrester ergab, dass Unternehmen durch die Implementierung von Microsoft Power Apps durchschnittlich 188% Return on Investment (ROI) erzielen.


Unterschiede zwischen No-Code und Low-Code

Kriterium No-Code Low-Code
Zielgruppe Bürgerentwickler, Nicht-Programmierer Entwicklerteams, technische Anwender
Flexibilität Gering Hoch
Anpassbarkeit Begrenzte Anpassungsmöglichkeiten Sehr anpassbar, erweiterbar mit Code
Geschwindigkeit Sehr schnell bei einfachen Apps Schnell, aber mit zusätzlicher Flexibilität
Typische Projekte Einfache Apps, Websites, Automatisierungen Komplexe Unternehmensanwendungen

Ein entscheidender Unterschied zwischen No-Code und Low-Code ist die Flexibilität. Während No-Code-Anwendungen schnell einsatzbereit sind und wenig bis gar keine technische Anpassung erfordern, bieten Low-Code-Plattformen Entwicklern die Freiheit, bei Bedarf individuelle Funktionen hinzuzufügen.


Wann eignet sich welche Plattform?

  • No-Code ist ideal für kleine Unternehmen, die schnelle, kostengünstige Lösungen suchen, ohne zusätzliche Programmier-Ressourcen einzustellen. Es eignet sich auch für Marketing- oder HR-Teams, die einfache interne Apps erstellen wollen, wie Formular- oder Umfragetools.

  • Low-Code ist ideal für Unternehmen mit internen Entwicklerressourcen, die komplexe und maßgeschneiderte Anwendungen erstellen müssen. Ein Beispiel wären große Unternehmen oder Konzerne, die interne Anwendungen erstellen und anpassen möchten, um Geschäftsprozesse zu optimieren und die Software langfristig zu warten.


Die Zukunft von No-Code und Low-Code

Es wird prognostiziert, dass bis 2025 ca. 65% der gesamten Softwareentwicklung durch No-Code- und Low-Code-Plattformen abgedeckt wird. Der Markt für Low-Code-Entwicklung wird laut Gartner bis 2024 voraussichtlich um 23% pro Jahr wachsen, was auf eine starke Nachfrage nach schnelleren und flexibleren Entwicklungslösungen hinweist. Unternehmen sehen in diesen Plattformen die Möglichkeit, Kosten zu sparen, Entwicklungsteams zu entlasten und Innovationen schneller umzusetzen.


Fazit

No-Code- und Low-Code-Plattformen bieten große Vorteile für Unternehmen, die ihre Softwareentwicklung beschleunigen und effizienter gestalten wollen. Während No-Code ideal für schnelle und einfache Lösungen ist, ermöglicht Low-Code die Erstellung komplexer und individuell anpassbarer Anwendungen. Die Wahl zwischen beiden Ansätzen hängt stark von den spezifischen Bedürfnissen, den verfügbaren technischen Ressourcen und der Flexibilität ab, die für die jeweilige Anwendung erforderlich ist.

Unternehmen, die auf schnelle Digitalisierung setzen, profitieren enorm von diesen Plattformen. Die Wahl der richtigen Plattform kann den Unterschied zwischen einem erfolgreichen und einem stagnierenden digitalen Transformationsprozess ausmachen.

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